Innerhalb der Rudel herrscht eine strenge Rangordnung. Das Leittier ist der erfahrenste und stärkste Rüde, meistens der Stammvater des Rudels. Neben ihm steht, beinahe gleichberechtigt, seine Partnerin, die Mutter seiner Jungen. Sie setzen auch meistens die Duftmarken an den Grenzen und Pfaden des Reviers und beide inspizieren regelmäßig die Grenzen. Bei Streitigkeiten innerhalb des Rudels treten sie als Schiedsrichter auf. Oft sind sie auch das einzige Paar, das für Nachwuchs sorgt. Unter diesem Führungspaar stehen stufenweise die übrigen Mitglieder des Rudels. An unterster Stelle steht sehr oft ein ausgestoßenes Tier, das sich am Rande des Rudels aufhält und von den Resten lebt, die das Rudel übrig lässt. Dieses System beruht auf einer komplizierten Zeichensprache, unterstützt durch eine Laut- und Gebärdensprache der Wölfe. Dank dieser Kommunikationsmöglichkeiten können sich die Wölfe gut miteinander verständigen. Verhaltensforscher haben den verschiedenen Rängen einprägsame Namen gegeben. Der alte Begriff "Leitwolf" ist z.B. durch "Alphawolf" ersetzt worden. Auch für die anderen Ränge wurden Bezeichnungen wie "Betawolf", "unterwürfiger oder untergebener Wolf" usw. vergeben.

ein ranghöherer Rüde dominiert ein  rangtieferes Weibchen ein ranghöherer Rüde dominiert einen rangtieferen Rüden und überbeißt dessen Schnauze

 Alphawölfe 

Die Anführer eines Rudels sind das Alphamännchen und Alphaweibchen, die man an ihrem hochgestellten Schwanz erkennen kann. Als Eltern der meisten Angehörigen des Rudels übernehmen sie naturgemäß die Führung. Die Autorität wird fortwährend mit Erziehungsmaßnahmen gegenüber den Abkömmlingen unterstrichen. Alphawölfe sind normalerweise voll ausgewachsen und halten ihre Führungsposition bis zu acht Jahre. Das Alphamännchen zieht dem Rudel voraus und bestimmt die Marschrichtung. Das Alphaweibchen hält sich dabei in seiner Nähe.

 Betawölfe 

Ein Betamännchen zieht den Kopf und Schwanz in Anwesenheit eines Alphawolfs ein, und demonstriert damit seine Unterwerfung. Betawölfe sind sozusagen die "stellvertretenden Abteilungsleiter" im Rudel. Dem Alphapärchen untergeben, aber noch über den anderen Rudelmitgliedern stehend.

Untergebene Wölfe 

Normalerweise jüngere Wölfe, manchmal aber auch ehemalige Alphawölfe, die ihre Führungsposition verloren haben. Diese im Rang niedriger stehenden Wölfe spielen eine wichtige Rolle bei der Aufzucht und dem Füttern der Welpen. Im Umfeld der Höhle sind sie von den wirklichen Eltern nur schwer zu unterscheiden. Die Anzahl der überlebenden Welpen hängt oft allein von der zusätzlichen Fürsorge der untergebenen Wölfe ab.

 Omegawölfe 

Bei einem größeren Rudel wird oft ein Wolf untersten Ranges zur Zielscheibe der angestauten Aggressionen. Von Verhaltensforschern Omega-Wolf genannt, scheint dieser Wolf eine Art "Sündenbockfunktion" einzunehmen. Manchmal wird er wie ein Aussätziger behandelt. Dieses Verhalten dient auch der besseren regionalen Verteilung der Wölfe. Häufig versucht der ausgestoßene Wolf nämlich, um der Misshandlung am unteren Ende der Rangordnung zu entgehen, ein neues Rudel zu gründen. Ein solcher Sündenbock ist an dem glatt gelegten Fell, seinen angelegten Ohren, und dem tief zwischen den Läufen eingezogenen Schwanz zu erkennen.

Es ist nun allerdings nicht so, dass alle Rudelmitglieder dem Alphapaar "sklavisch untergeben" sind. Jedes Rudelmitglied hat natürlich seinen eigenen Willen. Nach neuesten Erkenntnissen soll es auch beim Fressen keine hierarchische Rangordnung geben. Im gemeinsamen Spiel unter den Rudelmitgliedern erlaubten die Alpha-Tiere auch schon mal eine "Missachtung" der bestehenden Rangordnung und auch die jüngeren Tiere dürfen manchmal ein wenig "über die Strenge schlagen".

Für Rüden und Weibchen existieren zwei getrennte Rangordnungen im Rudel. Normalerweise kämpfen somit nur Weibchen mit Weibchen und Rüden mit Rüden um die Rangordnung miteinander.

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