Die Paarungszeit, auch Ranzzeit genannt, findet im Spätwinter Ende Januar statt, wenn die Weibchen läufig werden. Schon Monate bevor, macht sich eine zunehmende Unruhe bemerkbar. Das Alpha-Weibchen beginnt immer aggressiver zu werden, bis es einen verführerischen Duft verströmt. Es fordert die Rüden zum Spiel auf. Nur dem Alpha-Rüden gefällt das nicht. Er springt die Nebenbuhler an und drückt sie zu Boden. Aber auch das Alpha-Weibchen schreckt etwaige Rivalen mit Drohgebärden und Knurren ab. (Es ist allerdings immer noch nicht genau geklärt, ob sich wirklich nur das Alpha-Paar vermehren darf, oder ob auch andere Rudelmitglieder Welpen werfen. Weitere Forschungsergebnisse bleiben auch hier abzuwarten.) Im Unterschied zu den Hunderüden sind Wolfsrüden nicht das ganze Jahr über zeugungsfähig. Sie paaren sich nur einmal im Jahr. Doch bleiben verpaarte Wölfe meist das ganze Leben über bzw. bis zum Tod eines Partners zusammen.
Während der Paarungszeit wenden sich die Alpha-Wölfe einander besonders zu. Sie schlafen dicht beieinander, und das Männchen hält sich immer in der Nähe des Weibchens auf. Unter sich tauschen die Alpha-Wölfe Zärtlichkeiten aus, z.B. indem sie ihre Vorderpfoten auf die Schultern des Partners legen. Oft sondern sich die zwei Wölfe zur Paarung für ein paar Tage vom Rudel ab. Manchmal versuchen Rivalen, an der Paarung teilzunehmen oder anderweitig zu stören.
Wölfe paaren sich auf dieselbe Weise wie Hunde. Nach der Paarung bleibt der Alpha-Rüde noch 8-14 Tage bei seinem Weibchen. Nach der kräftezehrenden Ranzzeit muss die Alpha-Wölfin wieder mit den anderen auf die Jagd gehen. Es ist kaum zu erkennen, dass sie trächtig ist.
Während der Paarungszeit herrscht
große Anspannung im Rudel. Ist sie vorbei, kehrt im Rudel wieder die gewohnte
Geselligkeit ein. Nun konzentriert sich das Rudel auf die Suche nach einer geeigneten
Höhle für das geschwängerte Alpha-Weibchen.
Weibliche Wölfe haben ein kompliziertes Paarungsverhalten und einen komplexen
Hormonhaushalt. Ein älteres Weibchen kann z.B. alle Merkmale einer Schwangerschaft
zeigen, ohne wirklich schwanger zu sein. In dieser Pseudoschwangerschaft produziert es
auch Muttermilch und kann die Jungen eines anderen Weibchens säugen. Auch Hunde sind zu
einer Pseudoschwangerschaft fähig.
Die Schwangerschaft dauert, von der Befruchtung bis zur Geburt, ungefähr 63 Tage. In
dieser Zeit putzt das Rudel die Stammhöhle, sucht nach einer neuen Höhle oder hilft dem
Alpha-Weibchen, eine Höhle zu graben. Sie ist peinlich sauber, es gibt keinen Kot und
keinen Urin- Geruch. Der Standort dieser Kinderstube befindet sich gewöhnlich auf einer
Anhöhe, um das Umfeld besser überblicken zu können, und in der Nähe einer
Wasserquelle, da sich das Weibchen nach der Geburt ihrer Welpen nur ungern weit von der
Höhle entfernt. Die Eingang zur Höhle ist recht klein und erlaubt nur dem schwangeren
Muttertier den Zugang. Die Eingangsröhre ist 1 bis 6 m lang und mündet in eine leichte
Ausbuchtung, in der sich die eigentliche Kinderstube befindet.
Kurz vor der Geburt verkriecht sie sich in ihre Höhle, in die sie niemanden hineinlässt. Bei der Geburt will sie alleine sein. Die Geburt setzt mit Wehen ein, es kommen in Abständen von ein paar Minuten zwischen 3 und 6 Welpen zur Welt. Die Neugeborenen sind blind, taub, haben wolliges Fellhaar, weiche Schlappohren und wiegen etwa 500g. Drei Tage bleibt die Wölfin in der Höhle. Die Welpen schlafen und trinken und liegen in ihrem Fell.