Die visuelle Kommunikation erfolgt durch die Weitergabe von Informationen mittels Mimik, Haltungen und Bewegungen. Bei den Wölfen sind stärker als bei anderen Arten der Familie ritualisierte Formen agonistischen Verhaltens entwickelt, die für die Aufrechterhaltung der hierarchischen Ordnung im Rudel wichtig sind.
Bei der Weitergabe visueller Informationen spielt beim Wolf der Kopf eine außerordentlich große Rolle. Durch Kontraktion der Gesichtsmuskulatur, durch Veränderungen der Form der besonders gefärbten Schnauzenpartien, durch die Bewegung der Ohren, der Nase, der Lippen, der Zunge, der Augen und der Schnauze wird eine große Ausdrucksfähigkeit erreicht. Die extreme Ausdrucksform für den Kopf in agonistische Situationen kann man wie folgt beschreiben: Freigelegte Zähne, leicht geöffneter Fang, nach vorn gezogene Mundwinkel, gerunzelter Nasenrücken und geblähte Nase, aufgestellte und nach vorn gerichtete Ohre, genauso sieht das sichere Drohimponieren eines ranghohen Wolfs aus. Der entgegengesetzte Zustand (Unsicherheit, Furcht, Unterwerfung) ist durch geschlossenen Fang mit weit zurückgezogenen Mundwinkeln, glatten Schnauzenrücken, leicht zugekniffene Augen und nach hinten angelegte Ohren charakterisiert.
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Oben: gesteigerte Angst |
Unten: gesteigertes Drohen |
Auch andere motivierte Zustände werden von bestimmten Ausdrucksformen begleitet. So nimmt das Gesicht bei der Aufforderung zum Spielen einen besonderen Ausdruck an, bei dem die Lippen waagerecht liegen, die Schnauze etwas geöffnet ist, die Ohren zurückgelegt werden, dabei atmet das Tier schnell und flach und lässt charakteristische Laute hören.
Ein anderes wichtiges Ausdruckmittel für den Zustand des Wolfs ist der Schwanz.
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v.l.n.r.: Imponieren, Angriffslust, Demut und Angst |
Zustand und Rang kennzeichnen nicht nur die Mimik sondern auch die Schwanzhaltung. Im Ruhezustand hängt er frei herunter; ein drohender Wolf trägt den Schwanz gespannt oberhalb der Rückenlinie bis senkrecht, dabei wird er durch die gesträubten Haare dicker und buschiger. Rangniedere Wölfe halten bei sozialen Kontakten den Schwanz gesenkt und pressen ihn oft bei Unterwerfung zwischen die Beine. Bei den Schwanzbewegungen ist die Frequenz und die Amplitude von Bedeutung. Freies Schwanzwedeln ist bei freundlich gestimmten Kontakten zu beobachten. Beim Begrüßungsritual sind die Schwanzbewegungen sehr intensiv, wobei das Wedeln den ganzen Hinterkörper erfassen kann. Rangniedere Wölfe, die ein dominantes Tier begrüßen, können den Hinterkörper mit eingeklemmten Schwanz hin- und herbewegen. Schnelles, kurzes Schwanzschlagen oder nur das Schlagen mit der Schwanzspitze sind für einen aggressiv gestimmten Wolf charakteristisch.