Heute ist wieder ein anderes, dafür aber nicht weniger falsches Bild des Wolfes im Umlauf. Viele romantische veranlagte Zeitgenossen sehen in dem Wolf das letzte Überbleibsel einer heilen Wildnis. Unzählige Bücher, Filme und Poster verzerren das Bild des Wolfes zu einem mystischen und geheimnisvollen Wesen. Das Wolfrudel gilt als die ideale Familie, der Leitwolf als starker Vater und die Mutterwölfin als treue und liebevolle Mutter. Doch auch dieses Bild vom Wolf ist genauso falsch, wie das, das im Mittelalter verbreitet wurde. Abermals geht es nicht um den Wolf selbst, sondern nur um eines der vielen Zerrbilder in unseren Köpfen.

Die Zukunft des Wolfes hängt jedoch von uns ab. Wir müssen ihn so akzeptieren, wie er ist. Das erste Drittel des letzten Jahrhunderts war von dem Bestreben gekennzeichnet die wildlebenden Tiere in 'gute' und 'schlechte' zu unterteilen. Dies sollte dem Schutz der Flora und Fauna dienen. Allgemein verbreitet war die Vorstellung, dass ein Raubtier, wenn es ein anderes, für den Menschen nützliches bzw. notweniges Tier tötet, vernichtet werden muss. So schnitt der Wolf  bei dieser Einteilung äußerst schlecht ab und wurde den 'schlechten' Tieren zugeteilt. Doch in den letzten Jahrzehnten haben wir dank vieler Forschungsarbeiten über Ökologie und Verhalten des Wolfes ein realistisches Bild von diesem bekommen. Es wurde herausgefunden, dass der Schaden, den der Wolf der Viehwirtschaft zugefügt hatte, immer unbedeutend war. Zudem ist der Wolf, wie jede andere Tierart auch, mit seiner Körperform, seinen Sinnesleistungen, seiner 'Sprache' und seinem Verhalten so gut es geht an die Umwelt angepasst.

Gewiss ist der Wolf ist kein unproblematisches Tier und doch ist er fähig mit dem Menschen zu leben, wenn dieser dem Wolf nur die Chance dazu gibt. Die Menschen müssen lernen den Wolf und dessen Natur zu verstehen. Denn das Bild, das die Menschen vom Wolf haben, entscheidet über dessen Schicksal. Der Wolf hat gerade in der heutigen Zeit keine leichte Stellung zwischen unserer Kultur und seiner Natur. Aber gerade damit er seine Stellung auch in Zukunft behaupten kann, müssen die Menschen lernen ihn ohne Vorurteile zu sehen.

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